Arnulf Komposch - ein harter Knochen, der es heute etwas ruhiger angeht!
Ein Leben zwischen Mordfällen, Betrug und Glücksspiel
Arnoldstein – Polizeijurist, Sicherheitsbeauftragter, Kripo-Chef, Angestellter im Ministerium, Detektiv und Chef einer Sicherheitsfirma - was für einige nach den Berufen von sechs Personen klingt, ist für Arnulf Komposch aus Arnoldstein ein Rückblick auf seine Berufskarriere und seinen derzeitigen "Unruhestand"! Er plauderte mit 5 Minuten über Mordfälle, Glücksspiel und 16 Stunden-Tage.
Nachdem er in Arnoldstein als Sohn des damaligen Bürgermeisters aufgewachsen ist und in Hermagor maturiert hat, kam Arnulf Komposch eher durch Zufall zum „Jus“-Studium.
Nach 4-jährigem Studium in Wien wechselte er aufgrund eines Eishockeyengagements nach Salzburg und verbrachte dort das letzte Studienjahr. Dann verschlug es Komposch eigentlich aus Zufall zur Polizei in Wien und seine atypische Beamtenkarriere begann.
Sie blieben bei der Polizei, wie ging es weiter?
Ich wollte mir diesen Beruf einmal ansehen und nachdem mir dieser sehr gefallen hat, habe ich zwei Jahre lang als Polizeijurist gearbeitet. Daraufhin wurde ich „Sicherheitsreferent“ in Wien-Meidling, was man mit einem Chef der Kriminalpolizei für einen Bezirk vergleichen kann. Wien-Meidling – ein spannender Bezirk, in dem sich sowohl ein Nobel- als auch ein kriminelles Viertel befand. Dort musste ich auch in meinen ersten beiden Mordfällen ermitteln, die ich glücklicherweise auflösen konnte!
Wie verkraftet man Delikte wie Mordfälle und andere unmenschliche Straftaten?
Man muss es mit Distanz sehen, das ist das wichtigste in diesem Beruf. Umso älter man wird, umso empfindlicher wird man, denn man sieht selbst, dass man „endlich“ ist – in jungen Jahren glaubt man, man ist „unsterblich“! Auch ich habe zum Beispiel Mordfälle in jüngeren Jahren sehr objektiv betrachtet, im späteren Leben und mit höherem Alter wird einem bewusst, dass solche Erlebnisse doch Spuren hinterlassen haben. Dieselben Schwierigkeiten gibt es, wenn man dann selbst eine Familie hat, da beginnt man sowieso ganz anders zu denken.
…anders zu denken und sich damit zu verändern?
Ja, nach all diesen Erlebnissen war es für mich gut, dass ich mit circa 50 Jahren ins Ministerium gewechselt bin. Ich war dort als Sektionschef der oberste Beamte und dort geht es zwar ruhiger ab, aber man ist noch mehr im „Einsatz“. Wer es ernst nimmt, nimmt auch einen 14-16 Stunden-Tag in Kauf.
Der Beruf hat mich glücklich gemacht, auch wenn ich nach jedem Arbeitstag komplett müde und erschöpft nach Hause kam. Ich wollte mein ganzes Leben lang einen Beruf, bei dem ich selbst Entscheidungen treffen kann und dafür die Verantwortung übernehme. Das war hier der Fall.
Sie waren also kein “typischer Beamter”?
Von meinen vielen Berufsjahren als Polizeibeamter würde ich über mich sagen, dass ich nicht dieser typische-Durchschnittspolizist war und das wurde mir auch immer wieder von anderen gesagt – ich war immer für ungewöhnliche Lösungen offen!
Eine der „lässigsten“ Amtshandlungen spielte sich in Wien-Meidling ab. Hier betrieb ein amtsbekannter Mörder ein Lokal. Im oberen Geschoss zockten kriminelle das Glückspiel „Stoß“ um sehr hohe Geldbeträge. Um dieses „illegale Glücksspiel“ zu tarnen, wurden vom Inhaber schachspielende Pensionisten als normale Gäste im Lokal platziert. Der Eingang war Videoüberwacht und somit konnte das illegale Spielgeld versteckt werden, sobald ein unerwünschter Gast das Lokal betrat. Somit gab es für uns keine Zugriffsmöglichkeiten.
Die einzige Chance war, in der gesamten Straße für 15 Minuten den Strom abzuschalten und damit die Videokamera lahmzulegen. Ein Richter unterstützte mein Ansuchen und wir nahmen die illegale Glückspielbande mit mehreren hundert-tausend Schilling hoch!
Ziemlich unkonventionelle Methoden, die sicher nicht nur Freunde schaffen, oder?
Natürlich ist man in einer hohen Position wie ich sie hatte und vor allem wenn man so viele Leute „auffliegen“ lässt, nicht vor Intrigen geschützt. Es gab auch gegen mich (auch aus eigenen Kreisen) immer wieder Kritik. Denn auch in meinen Teams waren Personen, die meinen Führungsstil nicht akzeptieren wollten – ich habe Leistung gebracht und natürlich auch verlangt!
Man kannte Sie aber auch als Konsumentenschützer!
Nach einer „günstigen Fügung“ des Schicksals gegen Ende meiner Zeit in Villach, konnte ich in Wien als Sektionsleiter für Konsumentenschutz beginnen. Es war ein ganz anderes, auch juristisches Thema, aber vor allem eine Management-Aufgabe. Für mich ging es in erster Linie darum, die Politik zufrieden zu stellen oder darum, der Politik Dinge auszureden, die einfach nicht möglich waren.
Im Bereich Konsumentenschutz ging es natürlich um ALLES, egal ob die „kaputte Waschmaschine”, Fremdwährungskredite oder allfällige Probleme bei Geschäftsabwicklungen. Zu diesem Beruf gehörte auch die Vertretung des Ministers in Brüssel beim „Generaldirektorenrat“, der zweimal jährlich stattfindet.
Aufgrund meiner polizeilichen Vergangenheit war ich im “nationalen Krisen- und Katastrophenschutzstab” und ich denke, dass ich diese 5 Jahre als Sektionsleiter im Konsumentenschutz als „Zenit meiner Karriere“ bezeichnen kann!
Nach einer kurzen Beschäftigung bei „AvW“, kehrte ich zum Ministerium zurück und hatte dort die Aufgabe die Sozialversicherungsangelegenheiten für Spitzensportler zu prüfen. Nach einiger Zeit in dieser Beschäftigung habe ich die Pension angetreten, was für mich jedoch noch lange kein Grund war „Ruhe zu geben“!
Dann kam die “Pension” als Detektiv und Chef einer Security-Firma?
Ja genau, nach einiger Zeit in der Pension dachte ich mir, dass es das nicht sein kann. Gartenpflege und Spaziergänge waren mir zu langweilig und dann begann ich zu überlegen – was kann ich, was kann ich nicht, was ist derzeit gefragt? Und so kam ich auf den Sicherheitsdienst und habe mich nicht nur auf Bewachung, sondern auch auf eine Beschäftigung als Detektiv spezialisiert.
Ihr aufregendster Fall?
Kurz nach Beginn meiner „zweiten Karriere“ wurde ich durch einige Kontakte bereits von einer Bank engagiert, um nachzuforschen ob ein Schuldner wirklich nicht die Möglichkeit besaß seine Schulden im mehrstelligen Millionenbereich zurückzuzahlen. In diesem Fall gelang es mir Vermögenswerte in Form von Kunstwerken in New York und London zu finden, die einen Wert von über 2 Millionen Euro hatten. Ähnliches geschah bei einem weiteren Auftrag, bei dem ich schon nach kurzer Zeit Dressurpferde im Wert von über einer Million Euro finden konnte.
Funktioniert Ihr Detektivalltag á la “Lenßen und Partner”?
Die Tätigkeit als Privatdetektiv ist natürlich eingeschränkt, also den Mann oder die Frau von jemandem beim Fremdgehen zu überführen möchte ich nicht als meine Hauptaufgabe nennen, wenn dann erledigen das auch nur meine Mitarbeiter, die alle aus ehemaligen Polizisten bestehen, da für mich die Qualität im Vordergrund steht. Deren Arbeitstag läuft natürlich nicht so ab, wie es bei diversen Detektivsendungen im Fernsehen der Fall ist.
Jedoch ist die Nachfrage nach solchen Fällen auch nur begrenzt, da so ein Detektivdienst zwischen 80 und 120 Euro pro Stunde kostet und diese Kosten (wenn der Partner zum Beispiel verreist) natürlich auch drastisch ansteigen können. Meine Hauptaufgabe besteht darin, Betrugsdelikte aufzudecken! Das Erstellen von Sicherheitskonzepten für Veranstaltungen oder auch Gebäude gehört ebenfalls zu meinen Tätigkeiten.
Gibt es in Villach kriminelle Organisationen die für den Bürger nicht erkennbar sind?
Ja, bestimmt! Ich denke dass es in Villach lose mafiose Strukturen im Bereich der Prostitution gibt. Auch Drogen sind natürlich immer ein Thema, da Villach ja geografisch ein „guter“ Knotenpunkt ist.
Besteht auch in Villach eine realistische Gefahr für Terrorangriffe?
Hier bin ich auf der Seite des neuen Verteidigungsministers der sagte, dass jede größere Veranstaltung ein gewisses Sicherheitsrisiko mit sich bringt. Man hat die Vorfälle im kleinen Ort in Frankreich und im Regionalzug „am Land“ in Deutschland als Beispiel, dass es nicht eine Großstadt sein muss in der jemand „austickt“ und andere attackiert oder sogar Amok läuft! Und eine „Insel der Seeligen“ – wo nichts passiert gibt es in Europa sowieso nirgends mehr.