Der Bund geht seinen eigenen Weg:
Geisterdorf Langauen und die Tragödie zu St. Egyden
Langauen - St. Egyden – Die Flüchtlingskrise hält Europa in Atem. Während in Italien die Krise unvorstellbare Ausmaße annimmt, stehen bei uns in Österreich die Kapazitäten im Bereich der Flüchtlingsunterbringung leer. Vorbei die Bilder vom überfüllten Traiskirchen, tausenden Menschen an den Grenzübergängen und täglichen Eröffnungsgerüchten von weiteren Quartieren. Ein Rückblick auf eine turbulente Zeit und Investitionen des Bundes, die heute niemand mehr so ganz verstehen kann...
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Das leere Container-Dorf bei LangauenSandriesser zu Langauen: Belegungssystem undurchschaubarDie Wasenboden-Zelte, Obere Fellach und Langauen
Das Innenministerium leistet ganze Arbeit beim Thema Flüchtlinge. Wir erinnern uns noch allzu gut an die Proteste in der Oberen Fellach rund um die geplante Eröffnung des Quartieres in der Henselkaserne oder gar das Thema Zeltlager “Wasenboden” in Villach. Dann kam Langauen und damit die Lösung, die anscheinend doch niemand brauchte. 43 Asylsuchende beziehen heute das „Container-Geister-Dorf“, während die Landesquartiere des Kärntner Flüchtlingsreferates an die 1.500 freie Betten hält. Es wurde kräftig investiert vom Bund: 700 Container mit Gesamtkosten von 12 Mio. Euro wurden ohne Ausschreibung im letzten Jahr angekauft und jetzt ist auch klar, wo zumindest 180 der Container stehen und damit wenigstens eine optische Verwendung haben: In Langauen. Rund 2 Mio. Euro hat die Aktion Langauen dann noch gekostet, trotz leerer Betten und trotz tendenziell rückläufiger Asylanträge in Österreich.
Selbes Dilemma in St. Egyden
Wenig sensibel mit dem Thema Steuergeld und der Planung ging man aber auch in der Ortschaft St. Egyden um. Hier schloss der Bund in Wien gleich einen langfristigen 7-Jahres-Vertrag mit den Eigentümern des „Lorenzihofes“ ab. Ganz übersehen hatte man hierbei, dass wenige Meter entfernt aber schon das Land Kärnten mit einer Betreiberin eine Flüchtlingsunterkunft führt und sich diesem Thema professionell annimmt. Es folgten auch hier verständliche Proteste aus der Bevölkerung. Nunmehr wird der „Lorenzihof“ für das Bundesheer genutzt – es scheint, man fände eine adäquate Legitimation für diese sieben Jahre dauernden Ausgaben.
Bund in Wien geht seinen eigenen Weg
Während der Bund mit dem Steuergeld-Ausgaben seinen eigenen Weg geht und weitere Kapazitäten schafft, geht die Zahl der Flüchtlinge in den Landesquartieren immer mehr zurück. Da ist es verständlich, dass sich auch Landeshauptmann Peter Kaiser über die Vorgehensweise der Wiener wundert und die Villacher Stadträtin Gerda Sandriesser (Integration) mit Kopfschütteln auf die aktuelle Vorgangsweise des Innenministeriums reagiert. Bei den rückläufigen Flüchtlingszahlen könnte man auch meinen, dass dem “freiheitlichen Lager” bald ein Thema abhanden kommt, aber nein: FPÖ und BZÖ wittern hier einen Schildbürgerstreich und eine Politik ohne Hand und Fuß. Zurecht?
Diskussion zu Lasten der Betroffenen
Schade, denn die betroffenen Flüchtlinge werden so wieder zum Spielball zwischen den Kapazitätsplanern im Bund und den betroffenen Ländern und Gemeinden, die sich dieser Flüchtlingstragödie und der Schaffung von Quartieren mehr als intensiv angenommen haben. Inwieweit sich die Situation in Italien weiter verschärfen und nach Österreich verlagern wird, steht in den Sternen. Fakt ist: Die Landesquartiere leeren sich täglich, die Bundesquartiere sind wie am Beispiel Langauen belegt und das geplante “Grenzmanagement” zeugt von leeren Zelten auch an den Grenzen…