Neues Gesetz für Sternenkinder:
Kärntnerin kämpft für würdevollen Abschied
Villach – 500 Gramm - So viel muss ein totgeborenes Kind, auch "Sternenkind" genannt, wiegen, um eine Geburtsurkunde und ein Anrecht auf eine Beerdigung zu bekommen. Die Gewichtsbeschränkung soll dieses Jahr per Gesetz geändert werden. Die Initiative dafür ging von Kärnten aus. Wir haben mit der Verantwortlichen Anita Ogris gesprochen.
Kommt ein Kind tot auf die Welt und wiegt unter 500 Gramm gilt es als Fehlgeburt. Rechtlich gesehen gibt es für Kinder, die als Fehlgeburten gelten, bisher keine Möglichkeit der Registrierung. Überschreitet es die 500 Gramm-Grenze, wird es in das zentrale Personenstandsregister eingetragen, bekommt eine Geburtsurkunde und muss nach seinem Tod auch beerdigt werden. Für viele betroffene Mütter und Väter hat der Gesetzgeber mit dieser Regelung eine willkürliche Grenze gezogen.
“Plattform für verwaiste Eltern”
Eine Gesetzesänderung ist nun in Arbeit. Die österreichweite Initiative dazu wurde 2014 über die Kärntner „Plattform für verwaiste Eltern“ von Anita Ogris gestartet. Am 1. April 2017 wird das Gesetz in Kraft treten.
Die aus Puch stammende Anita Ogris ist in der “Plattform für verwaiste Eltern” als freie Mitarbeiterin in den Bereichen: Begleitung vor, nach und während der stillen Geburten/Fehlgeburt und plötzlichem Kindstod, tätig. 5 Minuten Villach konnte der sympathischen Kärntnerin einige Fragen stellen:
“Seit wann existiert die „Plattform für verwaiste Eltern“?”
“Die Plattform existiert seit 2008. Träger ist die katholische Kirche in Kärnten. Die Plattform arbeitet unbürokratisch und überkonfessionell, begleitet verwaiste Eltern und bildet Professionisten und MultiplikatorInnen aus und weiter. Außerdem sind wir um ein stetig wachsendes Netzwerk bemüht.”
“Was hat Sie dazu bewogen sich für die „Sternenkinder“ einzusetzen?”
“Eigene Betroffenheit und mein sozialwissenschaftlicher Hintergrund ließen mich zu diesem Thema recherchieren. Dadurch wurde ich auf die Gramm-Grenze aufmerksam. Als Mitarbeiterin im österreichischen Parlament sind mir die Instrumente der BürgerInnen-Beteiligung nicht fremd und so startete ich mit der Initiative für eine parlamentarische Petition. Als Mitstreiter konnte ich Abg. Hermann Lipitsch gewinnen, der diese Petition als Parlamentarier eingebracht hat. Meine Aufgabe war es Netzwerke aufzubauen, die diese Petition mit ihrer Stimme unterstützen sollten. Es fanden sich über 3000 UnterstützerInnen und das ohne Publicity…rein nur aus persönlichen Empfehlungen”
“Wann kam Ihnen das erste Mal die Idee, eine Gesetzesänderung zu beantragen und wie lange hat es letztendlich gedauert, den Antrag durchzubringen?”
“Die Idee entstand 2012. Eingebracht wurde sie im Mai 2014. Barbara und Mario Martin waren mir eine große mentale Stütze. Sie haben dasselbe in Deutschland erfolgreich initiiert und durchgesetzt.
“Ist mit der Registrierung der „Sternenkinder“ schon alles getan oder haben Sie weitere Projekte die Ihnen am Herzen liegen?”
“Dieser Bereich war sehr lange eine Tabuzone in der Gesellschaft. Weitere Veränderungen sind meiner Meinung nach notwendig, um die Rahmenbedingungen endlich adäquat zu gestalten. Trauerarbeit kann und soll man nicht abnehmen, man muss Zeit, Raum und Gelegenheit dafür zur Verfügung stellen.”
“Haben Sie selbst Kinder?”
“Ja, ich habe zwei Kinder fest an der Hand und zwei tief im Herzen.”
“Was sind Ihre Hobbies? Was machen Sie gerne in ihrer Freizeit?”
“In meiner Freizeit engagiere ich mich gerne beim Roten Kreuz und bin im Rettungsdienst tätig. Das ist ein guter Ausgleich zu meiner Arbeit. Sonst bin ich gerne mit meiner Familie unterwegs und genieße die Familienzeit.”
Wir vom 5-Minuten-Villach Team sind vom Engagement von Anita Ogris begeistert und wünschen ihr nur das Beste für ihre weiteren Projekte.