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Polizei spricht Klar­text:

Tatsächliche Drogen-Situa­tion in Kärn­ten

Kärnten – Die Suchtmittelkriminalität in Kärnten ist im Jahr 2017 deutlich gestiegen. Auch für das heurige Jahr ist mit einer Steigerung in unserem Bundesland zu rechnen. Kärnten ist damit aber keinesfalls die „Drogenhochburg“ Österreichs. Trotz der bekannten bzw. prognostizierten Entwicklungen findet sich Kärnten im österreichweiten Vergleich in diesem Deliktsfeld im unteren Mittelfeld.

 4 Minuten Lesezeit (526 Wörter) | Änderung am 03.08.2018 - 08.18 Uhr

Die Veröffentlichung des Suchtmittelberichts 2017 und die damit verbundene Kommunikation hat laut einer Presseaussendung der Landespolizeidirektion Kärnten zu einem verzerrten Bild und zur Verunsicherung der Kärntner Bevölkerung geführt. Die Polizei möchte die wichtige Thematik nicht verzerren, sondern richtig darstellen.  Denn tatsächlich zeigt der unmittelbare Vergleich der Suchtmittelanzeigen, dass Kärnten ähnliche Zahlen aufweist, wie das von der Einwohnerzahl vergleichbare Bundesland Salzburg. Tirol mit rund 30 Prozent mehr Einwohnern hat etwa beinahe doppelt so vielen Anzeigen wie Kärnten. Im Vergleich der Landeshauptstädte ist Klagenfurt sogar Schlusslicht bei den Anzeigen pro Kopf.

Polizeiliche Kontrollen wurden verstärkt

Unbestritten ist aber auch, dass Kärnten in der Anzeigenstatistik 2017 ein Plus von 33,2 Prozent aufweist. Dieses Plus ist einerseits auf die hohe und einfache Verfügbarkeit von Drogen insgesamt, wie auch auf die räumliche Nähe zu Slowenien zurückzuführen.  Andererseits ist die Steigerung der Anzeigen eine Folge des erhöhten polizeilichen Kontrolldrucks. Wie bereits berichtet, wurden vor allem die Kontrollen an „neuralgischen Punkten wie in Parks oder an Bahnhöfen“ verstärkt.

Jedes Drogenopfer ist eines zu viel

Ungeachtet des nicht diskutierbaren Faktums, dass jedes einzelne Drogenopfer genau eines zu viel ist, gab es im Vorjahr leider 12 Todesopfer wegen des Missbrauchs von Suchtmitteln zu verzeichnen. Auch heuer hält der Negativtrend an. Am 24. Juli 2018 wurde der 11. Drogentote in Kärnten aufgefunden: Ein 60-jähriger Mann starb in Krumpendorf an einer Intoxikation durch die Einnahme verschiedener Drogen. „Es erscheint wichtig zu erwähnen, dass es sich in den seltensten Fällen um Todesfolgen nach dem alleinigen Konsum von Suchtmitteln handelt, sondern im Großteil der Fälle liegt eine so genannte Mischintoxikation vor, also ein Konsum von verschiedenen legalen Medikamenten oder anderen Stoffen, in Verbindung mit Suchtmitteln“, so die Polizei in ihrer Aussendung.

Maßnahmen gegen die Suchtmittelkriminalität

Seitens der Landespolizeidirektion Kärnten wurde bereits mit Beginn des Jahres 2016, wie auch die darauffolgenden Jahre 2017 und 2018, eine verstärkte Bekämpfung des gesamten Spektrums der Suchtmittelkriminalität als strategisches Ziel definiert und das Landeskriminalamt mit der koordinierten Umsetzung beauftragt. Das bedeutet im Klartext eine Intensivierung des Personaleinsatzes bei der Drogenermittlung, aber auch gezielte Strukturermittlungen samt Analyse der Drogensituation im gesamten Bundesland. Darauf aufbauend folgen Intensivtäterermittlungen, die Bekämpfung organisierter Strukturen dieses Kriminalitätsfeldes, sowie gezielte Schwerpunktaktionen gegen Drogendealer und –kuriere.

Unterstützung der Präventionsmaßnahmen

Neben den repressiven Maßnahmen misst die Polizei der Prävention eine große Bedeutung zu. So wurden im Vorjahr in diversen Projekten rund 12.000 Menschen unmittelbar oder mittelbar in Bezug auf Suchtmittelkriminalität samt der damit verbundenen Begleitkriminalität beraten. Die Wichtigkeit der Suchtprävention erkannten auch die Teilnehmenden am sogenannten Kärntner Suchtgipfel. Vertreter der Ärzteschaft, Drogenambulanzen, Streetworker und Exekutive waren eingeladen, um über die Drogenthematik in Kärnten zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu bringen. Wichtig sei vor allem das frühe Erkennen von Suchtverhalten, betonte Barbara Drobesch, Leiterin der Unterabteilung Prävention und Suchtkoordination in der Abteilung 5 – Gesundheit und Pflege im Amt der Kärntner Landesregierung. „Hier ist jeder gefragt und gefordert, hinzuschauen: Eltern, Lehrer, Freunde, Nachbarn.“

Beratungsstellen:

Einen Überblick über Drogen-Beratungsstellen in Kärnten gibt es hier.