5 Minuten - Leben
Veröffentlicht am 05.08.2018, 16:26

Gunter Demnig hat mit seinen Stolpersteinen das größte dezentrale Mahnmal Europas geschaffen. Seit 1992 verlegt er Pflastersteine mit Metallplatten auf denen Name, Daten und Schicksal von NS-Opfern graviert sind, vor deren letzter, freiwillig gewählter Wohnadresse. Über 70.000 in 1100 Städten und 23 Ländern sind es inzwischen. In Klagenfurt werden es mit dem heutigen Sonntag 39 Stolpersteine sein. Zum ersten Mal sind auch Opfer des Euthanasiewahns des NS-Regimes dabei. Vor dem ehemaligen Standort des Josefinums in St. Martin wurden Sonntagvormittag bei einer Gedenkveranstaltung acht Steine in den Asphalt eingelassen.

Zahlreiche TeilnehmerInnen und Ehrengäste

Die Bürgermeisterin konnte zur Gedenkveranstaltung zahlreiche Teilnehmer und Teilnehmerinnen und Ehrengäste begrüßen unter ihnen den Künstler Manfred Bockelmann und Verwandte der NS-Opfer, für die an diesem Tag Stolpersteine verlegt wurden sowie aus Stadtsenat und Gemeinderat Vizebürgermeister Christian Scheider, Stadtrat Frank Frey und die Gemeinderäte Manfred Jantscher und Martin Lemmerhofer. Extra aus den USA angereist sind Doris Schneider, an deren Tante (ermordet im Vernichtungslager Maly Trostinec) jetzt ein Stolperstein erinnert, und ihr Enkel, Elijah Petzold.

Doris Schneider erklärte in ihrer Ansprache, wie viel die Verlegung dieses Stolpersteines für ihre Familie bedeutet, erzählte von ihrer Flucht in die USA und welches Glück es war ein anderes Land zu finden, das „uns als Flüchtlinge aufgenommen hat“. Die Amerikanerin weiter: „Heute sind wieder Menschen auf der Flucht vor Tod und Verfolgung und jedes Kind, jede Familie sollte einen sicheren Platz finden können“.

Opfer bekommen wieder einen Namen

„Die Stolpersteine lassen uns stolpern, machen uns wieder sehend – was vor über 70 Jahren in unserer unmittelbaren Umgebung, in unserer Stadt passiert ist, nämlich Demütigung, Vertreibung, Folter, Mord. Die Stolpersteine erinnern überall in der Stadt daran, wozu Menschen fähig sind, was sie anderen
Menschen antun können und zeigen uns, dass die Opfer nicht irgendwer, irgendwo waren, sondern hier gelebt haben, Teil unserer Gesellschaft waren. Jetzt haben sie wieder einen Namen, einen Wohnort und sind mit ihrem Schicksal in unsere Gesellschaft zurückgeholt worden“, erklärte die Bürgermeisterin in ihrer Ansprache.

Stolpersteinverlegungen

Josefinumstraße

Alois Lackner 1913 – 1941 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Stefan Müller 1922 – 1941 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Ludmilla Martinz 1929 – 1941 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Ernst Steinhauser 1917 – 1941 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Franz Schorsch 1913 – 1941 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Karl Schorsch 1914 – 1941 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Johanna Jarneitz 1897 – 1940 (Euthanasieanstalt Hartheim)
Susanne Zechner 1916 – 1943 (Gaukrankenhaus Klagenfurt)

Klagenfurt-Welzenegg

Kilian Schauss, Hagenstraße 6
1909 – 1942 (Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee)

Alois Fekonja, Perlengasse 32
1902 – 1943 (KZ Esterwegen)

August Schwendner, Freiligrathstraße 7
1889 – 1940 (GESTAPO-Gefängnis Klagenfurt)

Innenstadt

Karl Krumpl, Lastenstraße 3
1909 – 1945 (Hinrichtungsstätte Landesgericht Wien)

Franz Swoboda, Bahnhofstraße 44
1887 – 1945 (KZ Dachau)

Ernst Salzberger, Bahnhofstraße 55
1922 – Schicksal unbekannt

Julie Spitz, Spengergasse 8
1902 – 1942 (Vernichtungslager Maly Trostinec)

Siegmund Forst, Karfreitstraße 5
1878 – 1943 (Vernichtungslager Auschwitz)

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Veröffentlicht am 05.08.2018, 16:26
Artikel-UPDATE am 05.08.2018, 18:00
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