5 Minuten - Leben
Veröffentlicht am 09.08.2018, 20:41

“Die Stadt ohne Juden” nannte Hugo Bettauer 1922 seinen Roman, der die damals noch utopische Vorstellung einer Vertreibung der Juden aus Wien beschreibt. Die Verfilmung durch Regisseur Hans Karl Breslauer war 1924 bereits von Störaktionen der Nationalsozialisten begleitet, 1925 wurde Bettauer von einem Nationalsozialisten erschossen. Der Aufstieg der NSDAP in Österreich mit Mitteln des Terrors mündete bekanntlich im sogenannten “Anschluss” 1938. Was folgte, war die Vertreibung und Ermordung der mitteleuropäischen Jüdinnen und Juden im Holocaust.

Zufallsfund auf Flohmarkt

Als das Filmarchiv Austria 2016 die Wiederentdeckung der lange vermissten Szenen vermelden konnte, löste dies weltweite mediale Resonanz aus. Die Vorgeschichte ist äußerst interessant. So geriet der Film schon bald nach der Ermordung Bettauers in Vergessenheit, ehe er 1991 im Nederlands Filmmuseum in Amsterdam wiederentdeckt wurde. Diese Version war aber wegen starken Zersetzungserscheinungen verkürzt und stark nachbearbeitet. Erst im Oktober 2015 fand ein Filmsammler auf einem Pariser Flohmarkt eine vollständige Kopie des Filmes.

Crowdfunding rettet Film

Aufgrund der beginnenden chemischen Zersetzung des neu entdeckten Filmmaterials musste rasch gehandelt werden, um dieses einmalige kulturhistorische Dokument zur Geschichte des jüdischen Lebens und des Antisemitismus in Wien vor dem Verfall zu retten. Dazu hat das Filmarchiv Austria die bisher größten Crowdfunding-Initiative im Kulturbereich gestartet – mehr als 700 private Filmretterinnen und Filmretter haben dabei ein kleines Wunder bewirkt: erstmals wurde eine große Filmrestaurierung in Österreich durch das Engagement der Zivilgesellschaft möglich gemacht. Mit dieser Unterstützung konnte das Filmarchiv Austria den Film umfassend sichern und restaurieren.

Rechtzeitig zum Republikjubiläum liegt “Die Stadt ohne Juden” nun erstmals wieder in der nahezu vollständigen Originalversion vor. Der Stummfilm gilt heute weltweit als erstes filmkünstlerisches Statement gegen den Antisemitismus.

Vorstellung

  • Donnerstag, 23. August 2018, 20.30 Uhr
    Open-Air-Kino des Volkskinos im Burghof, Klagenfurt
    Filmpräsentation „Die Stadt ohne Juden“
    Live-Musikbegleitung durch Gerhard Senz (PRCLS)
  • Begrüßung: Mag. Igor Pucker, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur.
    Einführung: Mag. Alexandra Valent vom Filmarchiv Austria.

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Veröffentlicht am 09.08.2018, 20:41
Artikel-UPDATE am 09.08.2018, 21:02
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