5 Minuten - Leben
Veröffentlicht am 02.01.2020, 18:54

Vor wenigen Wochen gingen die letzten Krampusläufe zu Ende. Oder waren es Perchtenläufe? Was stimmt den jetzt eigentlich! Oder ist das sowieso alles das Gleiche? Wir haben dazu den Villacher Maskenschnitzer Sascha Pozewaunig befragt.

„Perchten passen in die Vorweihnachtszeit so gar nicht“

„Natürlich gibt es da einen Unterschied, einen verdammt großen sogar. Für mich ist es völlig unverständlich wie Veranstalter und auch aktive Krampusse sich immer wieder als Percht titulieren. Perchten sind eigentlich in den Rauhnächten unterwegs und passen in die Vorweihnachtszeit so gar nicht hinein“, erzählt uns Sascha Pozewaunig. Die erste Rauhnacht beginnt am 21. Dezember (Thomasnacht) und endet mit dem sechsten Jänner (Heilige Dreikönigsnacht). Die Perchten, zum Unterschied von den Krampussen, haben, laut Pozewaunig, ein animalisches Aussehen, tragen einen Rossschweif, laute Schellen, treiben die Wintergeister aus und sollen Glück und Fruchtbarkeit für das neue Jahr bringen. Außerdem gebe es bei traditionellen Rauhnachtsläufen neben den Perchten auch den Tod, die Hexen, die Habergeiß, die bei den Krampusläufen nichts verloren haben.

„Der Krampus gehört in die erste Dezemberwoche“

Der Krampus ist für Pozewaunig mittlerweile eine hässliche Fratze, die sich an ein menschliches Gesicht orientiert, der aber optisch nicht unbedingt klar definiert werden muss. „Alles entwickelt sich weiter, aber der Krampus ist der Begleiter vom Heiligen Nikolaus und sollte das auch bleiben“, findet Pozewaunig. Allerdings sollte dieser althergebrachte Brauch laut ihm nicht „verkitscht“ bzw. infantil gestaltet werden. Beleuchtete Augen, leuchtende Hörner, Motorsägen oder gar motorisierte Wägen, gehören für Pozewaunig definitiv nicht dazu. Ebenso ist der Zeitpunkt mancher Krampusauftritte für ihn nicht ganz nachvollziehbar. „Der Krampus gehört in die erste Dezember Woche und nicht ein paar Tage nach Halloween oder gar aufs GTI Treffen“, findet der Maskenschnitzer. Unabdingbar ist es für ihn auch, dass der Krampus eine Rute trägt und nicht einen Pferde-, Kuh oder gar Latexschweif in den Händen hält. Für ihn ist es ein Teil des Brauches, dass der Krampus seine Rute auch benutzt. „Das soll nicht in unkontrollierten Schlägen ausarten, aber der eine oder andere Hieb mit der Rute auf die Beine gehört für mich dazu“, so Pozewaunig.

„Verspätet fand ich meine eigentliche Berufung“

Sascha Pozewaunig, der eigentlich gelernter Landschaftsgärtner ist, erlitt mit 23 Jahren einen schweren Arbeitsunfall und war somit mehr oder weniger dazu gezwungen, sich beruflich neu zu orientieren. „Das Interesse an Krampusmasken war schon immer da und somit beschloss ich eine Bildhauerlehre im zweiten Bildungsweg zu machen und fand so verspätet meine eigentliche Berufung“, erzählt der Maskenschnitzer. Neben dem Schnitzen von Krampus- und Perchtenmasken, verwirklicht sich Pozewaunig auch immer wieder bei Skulpturen.

ANZEIGE

Sascha Pozewaunig bei der Arbeit. - © Fabian Gärtner

Selbst mit Perchtengruppe unterwegs

Sascha Pozewaunig hat auch eine eigene Perchtengruppe, die Ostarichi Pass, die nur in den Rauhnächten unterwegs ist. Dafür tragen die Läufer eine andere Ausrüstung und auch das Verhalten der Läufer ändert sich dementsprechend. Der Name der Gruppe leitet sich von Österreich ab, weil im Gründungsjahr die Mitglieder nicht nur aus Kärnten kamen, sondern aus ganz Österreich. „Die Pass veranstaltet heuer übrigens einen traditionellen Rauhnachtslauf in Heiligengeist, wo man als Zuseher noch die Möglichkeit hat, einen urigen und authentischen Perchtenlauf zu erleben“, erzählt uns der Maskenschnitzer. Am 5. Jänner 2020 um 19 Uhr beim Gasthof Ebner geht es los.

Sie befinden sich in der AMP-Version unseres Artikels - Zum Original

Veröffentlicht am 02.01.2020, 18:54
Artikel-UPDATE am 02.01.2020, 22:00
Du hast einen #Fehler gefunden? Jetzt melden.

#Mehr zum Thema

# MEHR VON 5MIN