fbpx
Region auswählen:
Aktuell - Villach
Jovanka und Alexander Palle mit ihren beiden Kindern Lara und David. Derzeit steht die Villacher Familie vor großen Problemen.
Jovanka und Alexander Palle mit ihren beiden Kindern Lara und David. Derzeit steht die Villacher Familie vor großen Problemen. © Privat

Sehnsucht nach Normalität

David (4) ist Autist: Eltern kämpfen um Kindergarten­platz

Villach – Jovanka (30) und Alexander Palle (28) sind verzweifelt. Ihr Sohn David (4) ist Autist. Obwohl beide berufstätig sind, gibt es für den Kleinen keinen Betreuungsplatz. Zwei Kindergärten kündigten seine  Betreuung. Die Gründe: Überforderung und fehlende Ressourcen.

 5 Minuten Lesezeit (628 Wörter)

St. Magdalen, um 8.30 Uhr: Wir telefonieren mit Jovanka Palle, die gerade auf ihren kleinen Sohn aufpasst. Es ist stressig. Papa Alexander arbeitet bei der Post und kommt erst später heim. Sie muss am Nachmittag selbst in die Arbeit, dann passen Oma oder Opa auf. Trotzdem nimmt sich die junge Mutter viel Zeit für unsere Fragen. “Wir sind verzweifelt ja. Wir wollen doch nur etwas, was für andere Familien Normalität ist.” 

Verzweifelte Situation

„Wir haben zwei Kinder. Lara ist 7 Jahre alt und besucht die Volksschule. Wegen Homeschooling benötigt sie aktuell viel Unterstützung“, erzählt Jovanka gegenüber 5 Minuten Villach. „David ist unser süßes Nesthäkchen. Recht rasch nach seiner Geburt, suchten wir einige Ärzte auf. Wir haben schnell festgestellt, dass David etwas besonderes ist.” Die Diagnose war zuerst ein Schock: Frühkindlicher Autismus. “Wir haben Therapien und Wege gesucht, um David eine fachlich korrekte und liebevolle Betreuung bieten zu können.“

David kann zeigen, was er möchte…

David kann bis heute nicht sprechen. Durch körperliches Verbiegen drückt er sich aus. Der 4-Jährige isst, wenn er Hunger hat, trinkt, wenn er Durst hat und zieht sich selbst an. Er ist ein echter “Naturmensch”, geht schwimmen, klettern und hüpft im Schnee herum. „Uns ist bewusst, dass der Umgang mit ihm vielleicht schwierig sein kann, dennoch ist es unser oberstes Ziel, aus David einen lebensfähigen Menschen zu machen. Deswegen haben wir uns bewusst für den Kindergartenbesuch mit drei Jahren entschieden.“ 

Zwei Kindergärten kündigten

Das erste Kindergartenjahr verbrachte er als Einzelintegrationskind im Kindergarten St. Magdalen. „Es gab keine besonderen Vorkommnisse“, erzählt die Villacherin. Dann kurze Zeit später die Hiobsbotschaft. „Uns wurde gesagt, dass David ab Herbst 2020 nicht mehr hierbleiben könnte, da die Ressourcen nicht vorhanden sind.“ Auf Anraten der Pädagoginnen und der Ärzte, wurde David im 2. Kindergartenjahr in den Kindergarten Landskron eingewöhnt. „Wir haben von keinen Vorfällen gehört und freuten uns so sehr auf das Entwicklungsgespräch“, so die junge Mutter. Dann der Schock: „Als uns erklärt wurde, dass der Betreuungsvertrag mit 31. Jänner 2021 aufgelöst werden würde, waren wir fassungslos, entsetzt und überfordert.” Der Kindergarten konnte die Rahmenbedingungen und Ressourcen, die David braucht, nicht erfüllen, „dabei wusste man schon länger vom ´Rauswurf` – nur wir wurden so kurzfristig informiert.

Stadt Villach bemüht sich um Lösung

“Wir sind uns bewusst, dass so kurzfristig keine Lösung möglich ist”, sagt die Villacherin. Ihr Hoffnungsschimmer: Am kommenden Montag gibt es einen persönlichen Termin mit dem Bürgermeister. Indes forderte die Villacher Vizebürgermeisterin gestern rasche Unterstützung vom Land Kärnten. „Die Entscheidung über die  Einrichtung einer weiteren heilpädagogischen Gruppe und deren Finanzierung  obliegt dem Land Kärnten. Wir hoffen daher auf die rasche Unterstützung des  Landes, damit wir auch weiterhin eine pädagogisch wertvolle und liebevolle  Betreuung auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen garantieren können“,  sagt Hochstetter-Lackner. Auch sie sieht einen dringenden Bedarf an mehr heilpädagogischen Gruppen.

„Er ist unser Sonnenschein“

„David ist so ein Sonnenschein“, so Jovanka am Telefon abschließend. Die endlose Liebe zu David ist in ihrer Stimme hörbar, aber da ist noch etwas. Traurigkeit. Der sehnliche Wunsch nach etwas, das für andere Familie selbstverständlich ist: „Wir hoffen, dass wir zumindest ab Herbst einen Betreuungsplatz in Villach bekommen.” Es geht der Familie in erster Linie nicht nur um die Betreuung, während der Arbeitszeit der Eltern. Sie möchten, dass David möglichst Normalität erfahren darf, wie andere Kinder und unter Kindern sein darf. Das könnte ihn später helfen, so normal wie möglich zu leben.