Polizei mit Zivilstreife im Einsatz:
Reiz der Geschwindigkeit: Warum nimmt die Zahl der Raser zu?
Kärnten – In den letzten Monaten häufen sich die Meldungen über Raser, die teilweise auch durch Ortsgebiete mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind. Auch die Polizei kann uns diese Wahrnehmung bestätigen. Wir haben nachgeforscht.
Artikel zum Thema:
Schwerer Autounfall forderte zwei TodesopferRadarblocker eingebaut: Raser von Zivilstreife gestopptRaser mit 190 km/h auf A10 Tauernautobahn unterwegs125 km/h im Ortsgebiet: Raser wird angezeigtMit 130 km/h geblitzt: Zwei Raser aus dem Verkehr gezogenGeschwindigkeitsübertretungen nehmen zu
Wie uns Rainer Dionisio, Leiter der Öffentlichkeitsabteilung der Landespolizeidirektion Kärnten, bestätigt nehmen eklatante Geschwindigkeitsübertretungen spürbar zu. “Eine genaue Messbarkeit ist erst mit der Statistik Ende des Jahres möglich. Aber auch wir haben eine deutliche Zunahme an Übertretungen bemerkt”, so Dionisio im Gespräch mit 5 Minuten. Die Polizei hat bereits auf diese Zunahme reagiert und ist vermehrt mit Zivilstreifen im Einsatz, um die Raser aus dem Verkehr zu ziehen. “Mobile Radargeräte sind oft schnell zu entdecken. Deswegen setzen wir auf zivile Überwachung”, erklärt Dionisio.
“Raserei steigert den Selbstwert”
Die Gründe für Raserei sind vielfältig, wie uns Psychologin Manuela Germ im Gespräch mit 5 Minuten erklärt. “Vor allem junge Männer fühlen sich von großen und PS-starken Autos angezogen”, so Germ. Durch das Rasen werden Dinge, die im eigenen Leben fehlen kompensiert. Vor allem jetzt in der Pandemie fehle es den Jugendlichen an Möglichkeiten ihre eigene Rolle in der Gruppe zu finden und Grenzen auszutesten. Das vermehrte Rasen könnte eine Verlagerung sein, meint Germ. “Die jungen Männer empfinden Lust an der Angst, sehen sich als mutig, haben ein Gefühl der Überlegenheit und sehen einen Kick in der Grenzüberschreitung”, zählt Germ mögliche Erklärungsansätze auf.
“Raser sind sich der Gefahr oft nicht bewusst”
“Ich bin kein Freund von anprangern”, so Germ. “Natürlich ist das Rasen eine Straftat und soll zur Rechenschaft gezogen werden. Ich denke aber, dass es vielen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen nicht bewusst ist, dass sie mit ihrer Raserei sich selbst und auch andere gefährden”, sagt die Psychologin. “Ein möglicher Lösungsansatz wäre, Menschen, die von tragischen Unfällen verursacht durch Raserei berichten zu lassen oder Verursacher zu Wort kommen zu lassen, die selbst zu diesem Ventil gegriffen haben und jetzt mit den Folgen leben müssen. Es wäre schön, wenn es Kampagnen gebe, die diese Art von Aufklärung ermöglichen, damit es gar nicht erst zur Raserei kommt”, sagt Germ abschließend.