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Veröffentlicht am 10.11.2021, 10:44

Finanzielle Not

Große V­erzweiflung bei Grazer Tierheimen: "Muss die Arche Noah sinken?"

Graz - Der Aktive Tierschutz Austria leistet als größte Tierschutzorganisation der Steiermark seit 44 Jahren wertvolle Arbeit im Sinne des Tierwohles. Trotz des tagtäglichen Engagements aller haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter wird die finanzielle Lücke Jahr für Jahr jedoch größer.
von Anja Mandler3 Minuten Lesezeit (435 Wörter)

Tierrettung, Katzenhilfe, Tierinspektorat, Pferdehilfe und vieles mehr – täglich leisten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Aktiven Tierschutzes und der Arche Noah Großartiges. Doch hinter den Kulissen zeigt sich ein Bild voller Sorgen und finanzieller Nöte. Die finanziellen Lücken werden von Jahr zu Jahr größer. Doch warum ist das so?

“Die Leistungsentschädigung des Landes Steiermark für die Erfüllung des Verwahrungsvertrages und die Aufrechterhaltung des Tierheimbetriebes sind seit Jahren zu gering ist. Dieser öffentliche Auftrag muss mit Spendengeldern querfinanziert werden und hinterlässt jährlich ein riesiges Loch in der Finanzgebarung des Vereins“, erklärt das Team im Zuge einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag. Das Tierheim kostet pro Jahr rund 1,7 Millionen Euro. Vom Land gibt es 635.00 Euro. Der Rest muss über Spenden finanziert werden. „Wir konnten alle Einnahmen steigern, trotzdem gelingt es nicht, das Loch zu stopfen”, so Arche Noah Obmann Charly Forstner.

“Wir haben so keine Zukunft”

Bei der Pressekonferenz vor Ort sind Mitarbeiter der Tierheime Kapfenberg, Franziskus, Trieben und Adamhof sowie der Aktive Tierschutz und die Arche Noah vertreten. Sie alle berichten ähnliche Zustände. “Jedes Tier kostet uns in der Betreuung im Endeffekt mehr, als wir dann tatsächlich für die Vermittlung bekommen. Wir haben so keine Zukunft, die hätten wir aber gerne”, schildert Dr. Günther Haider vom Tierheim Franziskus.

“Tierschutz läuft bei uns auf Ausbeutung von Menschen hinaus”

Durch die finanzielle Not müssen auch beim Personal viele Abstriche gemacht werden. Für geschultes Personal reicht oft das Geld nicht. “Wir verlieren andauernd gute Mitarbeiter. Der Tierschutz läuft bei uns auf Ausbeutung von Menschen hinaus. Ohne personal kann ich kein Tierheim führen. Es ist ein Trauerspiel. Mit ende November sind wir zahlungsunfähig”, klagt Mag. Nina Mocnik vom Tierheim Franziskus. “Wir haben Leute, die gut ausgebildet sind, uns aber auch gekostet haben. Diese Leute müssen wir zahlen, sonst werden wir sie nicht halten. Das Geld vom Land ist nur ein Zuckerl, reicht aber nicht aus”, so Dr. med. vet. Hans Vollmeyer von der Arche Noah. Gearbeitet wird in den Tierheimen meist für Mindestlöhne. “Es geht 1:1 alles in die Tiere. Das Problem: wir machen immer weiter, obwohl es kein Geld gibt”, so Forstner.

Der Kampf geht weiter

Wie wird es in Zukunft für die Tierheime weitergehen? “Wir hoffen auf eine Diskussion auf Augenhöhe. Wir wünschen uns, dass uns das Land als Partner ansieht”, so Vollmeyer. Die Leute sollen nicht mehr “ausgebeutet” werden. “Wir wünschen uns endlich eine Indexierung, da auch die Lohnkosten immer steigen. Wir wollen, dass wir endlich offen über die Zahlen diskutieren.”

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