Der Zoologische Fachhandel schließt seine Pforten – ein weiteres Traditionsgeschäft muss aufgrund des verstärkten online-basierten Kaufverhaltens der Innenstadt weichen. Das Meeresrauschen gehört nun der Vergangenheit an, künftig müssen Grazer und Grazerinnen die bunten Unterwasserlebewesen mitsamt Zubehör woanders erwerben.
Beratung im Store – Kauf im Netz
Der Besitzer Thomas Gollner, der die Zoohandlung erst 2019 nach der Pensionierung von Alfred Gutschi übernommen hat, will mit der Botschaft an der Ladentüre ein Bewusstsein für einen reflektierten Konsum schaffen. Das Aquarium gibt es bereits sehr lange, es wurde 40 Jahre von Herrn Gutschi geführt und war somit fester Bestandteil des steirischen Handels. „Das Problem, dass die Leute verstärkt im Internet kaufen, hat es schon länger gegeben. Es hat sich aber im Rahmen gehalten. Mit Corona hat das Online-Shopping jedoch definitiv die überhandgenommen“, stellt Gollner traurig fest. Die Leute besuchen die Zoohandlung zwar immer noch sehr häufig, um sich dort ausgiebig beraten zu lassen, bestellt werden die Produkte dann anschließend aber im Internet. Der Betreiber versteht dieses Kaufverhalten nicht, zumal die Artikel meistens im Netz nicht billiger sind. Auch die Argumentation, dass die Zustellung kostenlos verläuft, sei laut ihm nicht schlüssig, da auch das Aquarium für diese Dienstleistung nichts verrechnet.
„Das Internet beratet nicht“
Der große Nachteil am Online-Shopping ist, dass die Beratung, welche man bei regionalen Geschäften durch Fachpersonal genießt, ausbleibt. Dadurch ergibt sich das folgende Bild: Die Leute holen sich vor Ort Rat, bestellen dann aber im Internet. „Ich habe bisher noch kein Land mit so einem guten Sozialsystem wie in Österreich registriert“, berichtet Thomas Gollner, der bereits viel von der Welt gesehen hat. Mit der Botschaft auf der Ladentüre will er damit ein eindeutiges Zeichen setzen. Die Leute sollen ihr Kaufverhalten reflektieren, denn das System funktioniert nur dann, wenn sie ihre Steuern und Abgaben dem eigenen Land zugutekommen lassen. Gerade ausländische Internet-Portale werben mit kostengünstigen Angeboten. „Das Geld landet dann in irgendeinen Bottich, nur nicht in Österreich“, kritisiert der Aquarium-Besitzer. Ihm tut es vor allem um die älteren Kunden und Kundinnen leid, die auf ein Geschäft vor Ort angewiesen sind. Besonders ältere Damen besitzen keinen Computer und können deshalb nicht auf das Angebot im Netz zugreifen. Mit der Schließung der Zoohandlung wird auch ihnen ein unproblematischer Zugriff auf die Produkte verwehrt. Der Appell ist eindeutig: Die Leute sollen endlich wieder regionaler kaufen!