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Veröffentlicht am 08.02.2023, 19:00

Wir waren live dabei!

Sex-Positive-Partys in Graz: Was kann das Event?

Graz - Schon einmal bei einer Sex-Positive-Party gewesen? Die Großstadt Berlin war mit dem KitKatClub Vorreiter und auch in Österreich hat sich dieser Trend etabliert. Fetisch- oder Sex-Positive-Events sind aus dem Wiener Nachtleben nicht mehr wegzudenken und auch in Graz werden mittlerweile regelmäßig Partys mit einem liberalen, sexuell offenen Mindset veranstaltet. Was man sich konkret darunter vorstellen kann und wie ein solcher Abend abläuft, haben wir für euch ausgetestet.
von Elisa Auer7 Minuten Lesezeit (854 Wörter)BLOG

Am 4. Feber war es wieder einmal so weit, die Veranstaltungsreihe „Fagtory“ lud zur Sex-positive-Party in die Postgarage – special Guest DJ Cormac sorgte für elektronische Beats im passenden Ambiente. Im zweiten Floor wurde zu Katy Perry, Lady Gaga und Co. getanzt. Dass ich bereits einmal im KitKatClub zu Gast war, maximierte die Neugierde auf die Grazer Interpretation einer solchen Veranstaltung. In Begleitung meines Partners und einem befreundeten Pärchen ging ich auf Tuchfühlung, die Ereignisse des Abends will ich nun mit euch teilen.

Safety first!

Den Einlass gab es dieses Mal aufgrund der Nachfrage bereits ab 22 Uhr. Wir trafen gegen 23 Uhr bei der Postgarage ein und zählten zu jenen Glücklichen, die sich bereits ein Vorverkaufsticket sichern konnten, weshalb wir beim Fast-Lane-Zugang aus sicherer Distanz die lange Schlange bei der Abendkasse mitleidig beobachteten. Bevor wir die heiligen Hallen betreten durften, gab es ein kurzes Gespräch mit einem Mitglied des Awareness-Teams. Nachdem wir aufgrund unserer Vorrecherche bereits bestens im Bilde bezüglich des Konzepts und der Regeln der Party waren, gab es nicht mehr viel Klärungsbedarf und wir durften uns ins Getümmel stürzen. Direkt am Eingang wurden Kondome verteilt und auch während der gesamten Veranstaltung gab es diese zur freien Entnahme. Nachdem wir verhältnismäßig früh vor Ort waren (der ganze Spaß ging ja schließlich bis 7 Uhr), war noch nicht ganz so viel los, was in diesem Fall eher Vor- als Nachteil war, denn dadurch konnten wir uns einen guten ersten Eindruck verschaffen, ohne gleich von den vielen Eindrücken „erschlagen“ zu werden. Die Tanzfläche war gut besucht, aber nicht zu voll, sodass wirklich eine gute Stimmung aufkommen konnte.

Dresscode: sexy and kinky

Obwohl es sich nicht um einen obligatorischen Dresscode handelt, so wird auf der Veranstaltungswebsite appelliert und motiviert, nicht in normaler Alltagskleidung zu erscheinen. Nachdem auch das Event eher „extra“ ist, soll sich dies auch in der Kleidung widerspiegeln, weshalb es hinsichtlich Outfit und Make-up ruhig etwas mehr (oder weniger) sein darf. Bei der „Fagtory“ handelt es sich um eine Veranstaltung, bei der man sich ruhig etwas trauen kann, ohne dabei gleich über die Strenge zu schlagen. Diesen Leitgedanken nahm sich das Publikum zu Herzen, besonders Lack und Leder waren stark vertreten.

No Sexism, No Racism, No Queerphobia

In Graz fehlt es leider noch etwas an Aufklärung, was Sex-Positive-Partys betrifft – viele besitzen eine falsche Vorstellung davon, wie so ein Event abläuft und was sie dort erwartet. Die Veranstaltungen werden oft mit Fetischen, Swinger-Partys oder Gruppenorgien assoziiert, was definitiv nicht zutrifft. Bei Sex Positivity handelt es sich um eine Einstellung, um ein offenes, liberales und vor allem tolerantes Mindset, wodurch wiederum eine Umgebung geschaffen wird, in der sich ALLE wohlfühlen können. Sexuelle Interaktion ist dabei absolut kein Muss! In erster Linie geht es darum, innerhalb eines sicheren Rahmens gemeinsam Freiheit und Diversität zu feiern. Nach dem Motto „Alles kann, nichts muss!“ darf man sich von der Stimmung treiben lassen und nach Lust und Laune entscheiden, auf welche Weise man sich auf das Abenteuer einlassen will.

Everything is possible – der Darkroom und andere Verführungen

Während einer Tanzpause konnten wir es uns auch nicht nehmen lassen, einen Abstecher in die Höhle der Löwen zu wagen. Der durch einen schwarzen Vorhang abgetrennte, eher kleine Raum war dann zu späterer Stunde doch ganz gut gefüllt. Bequeme Plätze zum Austausch von Intimitäten gab es wenige und diese waren heiß umkämpft. Mein Fazit zum Darkroom lautet deshalb: Cooles Konzept, aber die Umsetzung ist auf jeden Fall noch ausbaufähig. Verschiedene (und vor allem mehr) Sitzgelegenheiten, ein größerer Gesamtraum mit ein paar „ruhigeren“ Ecken sowie gedimmte Lichtverhältnisse würden das Ambiente etwas einladender gestalten und „die Lust auf Mehr“ etwas einheizen. Wer sich also keinen der wenigen begehrten Plätze sichern konnte, der musste mit einem Stehplatz vorliebnehmen. Trotz dieses Platzproblems wurde der Darkroom gut genutzt, sei es zum intimeren Kennenlernen, Schmusen oder für Anderes.

Resümee: Mega coole Party, gerne wieder!

Als uns gegen 4 Uhr früh dann doch die Müdigkeit packte, staunten wir über die noch immer sehr lange Warteschlange am Eingang. Summa Summarum war es aber eine echt lustige Party in einem offenen, liberalen und diversen Umfeld. Es gab keine Pöbeleien, die Gäste waren motiviert und die Stimmung einfach wirklich gut! Auch im Darkroom herrschte ein respektvolles Klima und die Crew vom Awareness-Team war aufmerksam und freundlich. Was man Graz wirklich zugutehalten muss, ist, dass nicht so eine ausgeprägte Türsteher-Kultur herrscht wie beispielsweise in Berlin. Im Gegensatz zum bekannten KitKatClub, war es auch kein Fetisch, der im Vordergrund stand, sondern eine allgemein sex-positive Atmosphäre, ohne Wertungen und Scham. Die Offenheit der Leute hat mich wirklich überrascht, was sich auch in der Interaktion mit Fremden widergespiegelt hat. Es gab wertschätzende, authentische Komplimente und respektvolle, bedachte Annäherungsversuche, was Umgangsformen sind, die bei vielen anderen Partys leider viel zu kurz kommen. Die nächste Sex-Positive-Party findet bereits am 18. März unter dem Motto „Hallucinate“ statt – auch dieses Mal wurde die Postgarage als Location erwählt.

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