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Veröffentlicht am 09.06.2023, 16:28

Vom See zum Olymp:

Frei­wasser­schwimmer Jan Hercog erzählt über sein Leben als Leistungssportler

Graz - Die Disziplin des gebürtigen Grazers Jan Hercog (25) ist das „Freiwasserschwimmen“. Seine Bewerbe finden in offenen Gewässern statt. „Ich hab mal Fußball probiert, da bin ich aber komplett talentfrei“, erzählt Jan im Gespräch mit 5 Minuten. Also wechselte er vom Ball ins Wasser. Sein nächstes Ziel sind die Olympischen Sommerspiele 2024 in Frankreich.
von Jasmin El-Ashi-Pöstinger3 Minuten Lesezeit (479 Wörter)
Jan Hercog (rechts), Österreichs bester Freiwasserschwimmer, erzählt über sein Leben als Leistungssportler.

Durch hartes Training, viel Verzicht und einer enormen Portion Ehrgeiz erarbeitete sich Jan in den letzten Jahren mehrere Staatsmeistertitel. In internationalen Bewerben lieferte er die besten Ergebnisse, die je ein Österreicher im Freiwasserschwimmen erzielt hat. Die Anerkennung und die Wertschätzung sind sein Antrieb: „Es gibt immer noch mehr. Für die Landesmeisterschaften gibt es ein bisschen Anerkennung, für die internationalen Bewerbe gibt es dann wieder ein bisschen. Aber erst bei den Olympischen Spielen sehen die Leute wirklich, was man getan hat, um das zu erreichen.“ Auch beim Freiwasserschwimmen geht es großteils um die mentale Stärke, führt er weiter aus: „Es muss einfach alles stimmen, um die beste Leistung abrufen zu können. Es geht nie nur um die körperliche Fitness, weder im Training, noch in den Bewerben.“

5000 Kalorien am Tag

Als Leistungssportler ist sein Privatleben rar. Jan siedelte aufgrund besserer Trainingsbedingungen von Graz nach Deutschland. Und auch in Deutschland wechselte er vor kurzem nochmal seinen Wohnsitz, um sein Trainingsumfeld zu optimieren. Neben den 35 Trainingsstunden pro Woche verbringt er seine restliche Freizeit hauptsächlich mit essen: „Wir müssen ja auch unsere 5000 Kalorien pro Tag konsumieren.“ Und wenn Jan gerade nicht schwimmt oder isst, schläft er in seiner freien Zeit am liebsten. Oder er spielt World of Warcraft. Außerdem ist er seit letztem Jahr verlobt und erzählt: „Durch das Schwimmen und auch als Mensch bin ich sicher ein schwieriger Partner. Aber meine Verlobte unterstützt mich sehr. Und sie stand mir nie im Weg.“ Ab und zu vermisst er die Freiheit, etwas ganz spontan zu machen. So wie es für andere junge Männer seines Alters völlig normal ist. Und wenn es nur die Entscheidung ist, heute später ins Bett zu gehen: „Aber wenn man am nächsten Tag wieder um sechs Uhr früh ins Wasser springen muss, ist das eben nicht möglich.“

„Ich möchte nicht zu Dancing Stars“

Im Jahr 2004 saß der kleine Jan vor dem Fernseher, als Markus Rogan eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Athen gewann. Damals entschied er, dass er das auch irgendwann erreichen möchte. Heute steht er kurz vor der Erfüllung seines damaligen Traums und wünscht sich, dass sein hartes Training auch die entsprechende Wertschätzung in der Öffentlichkeit bekommt: „Es geht mir nicht um den Ruhm, ich möchte nicht irgendwann bei ‚Dancing Stars‘ mitmachen. Aber es gibt einfach viele Talente in Österreich, die eine Menge Zeit und Engagement in ihren Sport stecken. Oft fehlen die Sponsoren und dann kann man nicht einfach bei einer EM oder WM mitmachen, weil das Geld und die Möglichkeiten fehlen. Im Fußball gibt es die Millionen-Verträge. Jeder andere Sport wird hierzulande nicht wertgeschätzt. Dabei hätten wir genug erfolgreiche und gute Sportler in Österreich.“ Jan findet, die Prioritäten gehören hier dringend neu verteilt.

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