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Veröffentlicht am 19.09.2023, 13:23

76 Personen bei Ablenkungsunfälle getötet

Gefährliche Ab­lenkung: Wenn das Handy zur Todes­falle wird

Kärnten - 30 Prozent aller Verkehrsunfälle der vergangenen fünf Jahre sind auf "Unaufmerksamkeit und Ablenkung" zurückzuführen. Damit ist Ablenkung nach wie vor Unfallursache Nummer 1. Am meisten werden die Verkehrsteilnehmer vom Telefon abgelenkt.
von Sabrina Tischler3 Minuten Lesezeit (455 Wörter)

Im Jahr 2022 ereigneten sich 10.176 Ablenkungsunfälle im österreichischen Straßenverkehr, dabei wurden 9.290 Lenker verletzt, 76 getötet. Nach einem Rückgang in den Pandemiejahren steigt die Zahl der Ablenkungsunfälle nun wieder. “Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Vier- bis Fünffache, das Schreiben von Textnachrichten sogar um das 23-fache ansteigen“, erklärt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Er rechnet aufgrund der KFV Verkehrsbeobachtung mit einer weiteren Zunahme der Ablenkungsunfälle. So ist seit der letzten Beobachtung im Jahr 2016 der Anteil bei den abgelenkten Radfahrern von acht auf 17 Prozent, bei den Fußgängern von 30 auf 37 Prozent gestiegen. Hauptablenkungsursache war Telefonieren.

Blick aufs Handy als gefährliche Ablenkung

ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger hat die Auswirkungen von ablenkenden Tätigkeiten beim Autofahren im Rahmen einer Studie untersucht. 40 Probanden im Alter von 18 bis 50 Jahren mussten in fünf unterschiedlichen Fahrsituationen vier Aufgaben erledigen – zwei Denkaufgaben (Buchstabieren, Kopfrechnen) und zwei haptische Aufgaben (SMS lesen/schreiben, aus einer Flasche trinken). Auf dem Testparcours waren ein Slalom, eine Haarnadelkurve/Kehre sowie eine spezielle Abstandübung zu fahren, zusätzlich war vor einem Schutzweg ein Kfz sichtbehindernd aufgestellt, an anderer Stelle ragte ein abgestellter Pannenwagen in die Fahrbahn. “Beim SMS-Lesen und -Tippen waren die Testpersonen bis zu 123 Meter im Blindflug unterwegs. Dabei fuhren zwar alle signifikant langsamer, aber keine Person verringerte das Tempo vor dem Schutzweg so, dass sie hätte anhalten können. Die meisten wären mit etwa 30 km/h mit einem Fußgänger kollidiert”, so Seidenberger.

Trinken beim Autofahren stellt Sicherheitsrisiko dar

Aber auch vermeintlich einfache Aufgaben stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar: Beim Hantieren mit und Trinken aus einer Wasserflasche hatten die Testpersonen bis zu acht Sekunden die Hände nicht am Lenkrad. “Insgesamt zeigte sich, dass die Probanden Sichthindernisse nicht ernst genug nahmen, zu wenig Abstand hielten und viele keine Notbremsung beherrschten”, erklärt die ÖAMTC-Expertin. Seidenberger: “Bei der Abstandsübung musste ein selbst gewählter Sicherheitsabstand zu einem vorausfahrenden Auto, das spurversetzt unterwegs war, eingehalten werden. Bei einer Vollbremsung hätten 72 Prozent einen Aufprall nicht verhindert – und zwar hauptsächlich durch das totale Unterlassen oder die viel zu zögerliche Bremsung.”

Trügerische Selbsteinschätzung

Als trügerisch erwies sich zudem die Selbsteinschätzung – die subjektive Gefahreneinschätzung stand oft klar im Widerspruch zu den bei der ÖAMTC-Studie objektiv erfassten Daten. “Viele glauben, dass sie ‘eh alles im Griff’ haben –vermeintlich einfache Nebentätigkeiten, wie das kurze Checken einer Nachricht, werden unterschätzt. Dabei muss man im Straßenverkehr immer damit rechnen, dass man plötzlich in eine fordernde Situation gerät”, betont Seidenberger. Die drei wichtigsten Tipps der ÖAMTC-Expertin für Autofahrer:innen: Abstand vergrößern, jegliche Ablenkung unterlassen, eine Notbremsung beherrschen.

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