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Veröffentlicht am 24.07.2023, 19:16

Die Wirtschaft fragte nach

Energie, Digitalisierung & Co.: Was sagt die Landes­regierung zu diesen Themen?

Klagenfurt - Die „Nachhaltigkeitskoalition“ ist seit rund 100 Tagen im Amt. Das heutige Sommergespräch der Kärntner Wirtschaft mit LH Kaiser und LR Schuschnig wurde zur kompakten Fragestunde in fünf Themenkreisen.
von Sabrina Tischler5 Minuten Lesezeit (647 Wörter)

Die Kärntner Landtagswahl am 5. März 2023 brachte eine Fortführung der SPÖ-ÖVP-Koalition. Die neue, alte Landesregierung wurde am 13. April angelobt. Nach Ablauf der traditionellen Schonfrist hat am Montag, dem 24. Juli, die Kärntner Wirtschaftskammer die Spitzen der Landesregierung eingeladen, Wirtschaftsvertretern Rede und Antwort zu stehen. Vor der Kulisse des Wörthersees stellten sich Landeshauptmann Peter Kaiser und Wirtschafts-, Tourismus- und Energielandesrat Sebastian Schuschnig den Fragen von Manuel Kapeller-Hopfgartner (Energiewende), Martin Zandonella (Digitalisierung), Stefan Sternad (Arbeit im Wandel) Gerhard Oswald (Wirtschaftsraum „AREA Süd“) und Nicole M. Mayer (Einpersonenunternehmen).

“Energienetze müssen besser, schneller und leistungsfähiger werden”

Wer hätte gedacht, dass die Stromrechnung einmal ein so großes Thema für Unternehmen werden würde, wie es derzeit der Fall ist. Manuel Kapeller Hopfgartner, Fachgruppen-Obmann den Kärntner Seilbahnen, appelliert erneut an die Politik, noch gezielter auf erneuerbare Energie zu setzen. Schuschnig: „Eine Energiepolitik ohne kluge Raumordnungspolitik ist zum Scheitern verurteilt. Wir haben vor allem im Winter hohe Energiekosten und importieren die Teuerung.“ Kaiser und Schuschnig sind sich einig: „Die Energienetze müssen besser, schneller und leistungsfähiger werden.“ Und die Energie gehört dorthin, wo sie gebraucht wird. Damit die Energie auch in Echtzeit fließen könne, brauche es einen Digitalisierungsschub.

Großer Aufholbedarf im Bereich Digitalisierung

Laut Martin Zandonella, Obmann der Sparte Information und Consulting, hat Kärnten im Bereich Digitalisierung noch sehr großen Aufholbedarf. „Wir bringen das Glas nicht unter die Erde und sind in der Fördertechnik unterentwickelt.“ Die KI, so der Branchenvertreter, zeige uns täglich, wie schnell neue Technologien praxistauglich werden. Kaiser räumt ein, dass Kärnten bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Die zweite Breitbandmilliarde sei auf Schiene, nicht nur in den Ballungszentren, auch in den Regionen müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden. Schuschnig: „Es geht voran, aber noch deutlich zu langsam.“ Bei der Cybersicherheit räumt Kaiser Zeitverluste bei der Umsetzung ein: „Die Sicherheitsarchitektur muss sehr gut aufgebaut sein. Erst wenn man geknackt wird, weiß man, was los ist.“

Engpass bei Fachkräfte-Suche

Auch das Thema Fachkräftemangel wurde diskutiert. Wirtesprecher Stefan Sternad hat wie viele seiner Unternehmerkollegen in den vergangenen Krisenzeiten gelernt, die Ärmel hochzukrempeln. Der Fachkräftemangel werde anhalten. Bis dieser sich erholt habe, so Kaiser, gelte es, die Engpässe bestmöglich zu managen. Ohne qualifizierte Zuwanderung werde es kaum gehen. Während sich Kaiser zu einer solidarischen Hochleistungsgesellschaft bekennt, fühlt sich Schuschnig von der Forderung nach einer 32-Stunden-Woche provoziert. Beide sehen den Service und die Sozialleistungen in großer Gefahr. Schuschnig: „Es ist reiner Populismus, zu sagen, zahlt den Mitarbeitern mehr. Mit Geld allein bekommt man keine Mitarbeiter mehr.“ Fakt ist, dass bei einer Wochenarbeitszeit von 32 Stunden die Dienst- und Sozialleistungen in großer Gefahr sind, das Sozialsystem kann so nicht mehr aufrechterhalten werden. Sternad: „Wir müssen uns von der Vollkasko-Mentalität des Staates verabschieden, der Staat ist und kann nicht für alles da sein und alles übernehmen“.

Der Ballungsraum “Süden”

Für Gerhard Oswald, Bezirksstellenobmann von Wolfsberg, gilt es, die Koralmbahn, die Kärnten und die Steiermark zur AREA Süd verbinden wird, entsprechend zu nutzen. Kaiser unterstrich, dass der Süden damit zum siebentgrößten Ballungsraum im deutschsprachigen Raum mit einem Bevölkerungswachstum von 3,8 Prozent werde. Doch nicht nur die Ballungsräume, so Schuschnig, auch die Regionen müsse man mit entsprechenden Verkehrslösungen an das Jahrhundertprojekt anbinden. Wichtig sei auch für Unternehmer aus Kärnten die Sicherung von Flächen für Betriebsansiedlungen, wobei es keine Preistreiberei geben dürfe.

Einpersonenunternehmen, ein wichtiger Wirtschaftsmotor:

Ein wichtiger Wirtschaftsmotor sind auch die rund 22.000 Einpersonenunternehmen (EPU), die immerhin 60 Prozent der 37.000 Unternehmer in Kärnten ausmachen. „Wir sind innovativ, flexibel und Forderungen nach einer 32-Stunden-Woche sind uns fremd“, betonte EPU-Sprecherin Nicole M. Mayer. Für Kaiser und Schuschnig ist die Schlagkraft der EPU deutlich spürbar. Kaiser meinte sogar: „Wir haben so viele EPU wie Feuerwehrleute“.

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